Schellenbaum

Der Schellenbaum der St. Severini Schützenbruderschaft Karken war viele Jahre ein steter Begleiter bei den Kirmes- und Festaufzügen in Karken und bei auswärtigen Schützenfesten. Aufgrund seines Alters sind wir angehalten, ihn sorgsam und schonend zu behandeln.

Das genaue Alter des Schellenbaumes lässt sich nicht nachweisen. Jedoch hatte der Zahn der Zeit ihm einige Blessuren zugefügt. So wurde im Jahre 1986 in einer Vorstandssitzung bereits über eine Neuanschaffung beraten. Der Vorstand entschied sich für den Erhalt des vorhandenen Schellenbaumes und sein Foto strahlt auf der Festschrift zum Heimat- und Bezirksschützenfest von 1988.

Die Restaurierung wurde dringend erforderlich. Der Vorstand beriet und holte sich 1993 Rat beim Goldschmiedemeister Hieronimi in Heinsberg. Hier wurde festgestellt, dass dafür ein Fachbetrieb für Messingarbeiten gefunden werden müsse. Auch die Beteiligung der Denkmalpflege schien erforderlich. Im November 1994 fand ein Gespräch des Vorstands mit Landeskonservator Dr. Müller und Kulturamtsleiter der Stadt Heinsberg, Hubert Tellers statt.

Dr. Müller bemüht sich zur Restaurierung um einen Fach-betrieb. In NRW ist kein entsprechender Restaurator zu finden, selbst bundesweit bleibt man erfolglos. Letztendlich wurde MAG. EDITH MÜLLAUER in der Franzensgasse in Wien als Fachfrau für die erforderlichen Arbeiten ausfindig gemacht.

Die Korrespondenz begann. Im September 1995 hielt der Vorstand den Kostenvoranschlag in den Händen. Die Kosten beliefen sich mit Transport, Verpackung, Versicherung etc. auf mehr als 14.000 DM. Nun galt es dieses Geld zusammen zu bekommen, und die Nebenkosten so gering wie möglich zu halten.

Aus dem Etat der Denkmalpflege der Stadt Heinsberg wurde ein Drittel des Rechnungsbetrages der reinen Restaurier kosten übernommen. Im Laufe des Jahres wurden Bittbriefe an die Geschäftswelt und an private Freunde und Gönner der Bruderschaft gerichtet. Beim Vogelschuss und nach den Kirmesaufzügen wurde um eine Spende gebeten. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten und der erforderliche Betrag wurde fast erreicht. Dazu sage ich hier noch einmal allen Spendern ein herzliches Dankeschön.

Zwischenzeitlich hatte unser Schellenbaumträger, Josef van Crüchten eine Transportkiste gezimmert und üppig ausgepolstert. Der Schellenbaum wurde am 16.04.96 bei Josef von Frau Müllauer abgeholt.

Nun begannen die Arbeiten am Objekt. Im Restaurier Bericht ist zu lesen, dass unser Schellenbaum zu Beginn des 19. Jahrhunderts, möglicherweise auch früher, hergestellt wurde. Ein Vergleichsstück ist in Niederaußem/Erft ausfindig gemacht worden. Dieser trägt eine Stempelinschrift datiert mit 1869.

Weiter ist vermerkt: Aufgrund der starken Beanspruchung sind umfangreiche Schäden entstanden, welche behelfsmäßig repariert wurden. An verschiedenen Stellen des Grundmaterials zeigt sich Materialermüdung (sichtbare Risse und feine Haar-risse auch an den weniger stark beanspruchten Punkten, sowie Schwachstellen an den Lotnähten).

Der Schellenbaum wurde in seine Einzelteile zerlegt. Teile wurden ergänzt, ausgetauscht, erneuert oder restauriert. Auf weitere Einzelheiten will ich hier nicht eingehen. Im Restaurier Bericht sind Hinweise zur Handhabung, (Gebrauch bei einem Aufzug jährlich), Pflege, und weitere Details festgehalten.

Für den Rücktransport wurde vom Vorstand eigens eine Wienreise in der Zeit vom 02.10.- 06.10.96 für die Mitglieder der Bruderschaft organisiert. Die Reise war für alle Beteiligten ein großartiges Erlebnis.

Wien ist eine Reise wert. Stadtrundfahrt und Besuch von Schloss Schönbrunn dienten der Bildung.

Besuch des Praters und Heurigenabend waren satzungsgemäße Erfüllung der echten brüderlichen Geselligkeit. Diese kam bei der gesamten Reise nicht zu kurz.

Doch auch die Übernahme des restaurierten Schellenbaumes im Atelier Müllauer behalten alle in guter Erinnerung Dieses Glanzstück, im doppelten Sinne, beeindruckte uns sehr.

Zur Herbstkirmes im Kaiserjahr 1996 wurde der Schellenbaum der Öffentlichkeit vorgestellt.

Josef van Crüchten trug den Schellenbaum voller Stolz durch Karkens Straßen. Dies tat er seit 1989 in Begleitung von zwei Schützenbrüdern, bis er aus Gesundheitsgründen im Jahr 2001 schweren Herzens diese Aufgabe an den Vorstand zurückgab. Vor ihm haben Josef Heuter, Toni Görtz, Heinz Peter Ungerechts, und Johannes Frenken den Schellenbaum über Jahre hinweg getragen. Zwischenzeitlich vereinzelt auch andere Schützenbrüder.

Eine besondere Ehre für uns war die Anfrage des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) als Leihgabe unseren Schellenbaum in Dormagen – Zons zur Ausstellung zu geben. Anlass der Ausstellung vom 14.Feb.-6. April 2003 war das 75- jährige Bestehen des BHDS im Jahr 2003. Der Bitte sind wir gerne gefolgt.

Diese Art der zur Schaustellung wird wohl auch die Zukunft des Schellenbaums mehr bestimmen als das Tragen bei Festzügen. Eine weitere ergänzende Reparatur war im April 1999 erforderlich geworden, da beim Gebrauch statische Mängel aufgetreten waren. Es werden auch heute immer mehr Spuren von Materialermüdung sichtbar. Darum ist der Vorstand um eine schonende Handhabung bemüht. Anlässlich des Bezirksschützenfest 2010 im eigenen Dorf wird der Schellenbaum wohl zum letzten Male durch die Straßen Karkens getragen.

Nachdem sich der Vorstand dafür ausgesprochen hat den doch schon sehr labil wirkenden Schellenbaum zu diesem hohen Anlass ein letztes Mal im Festzug mitzutragen wurde ein geeigneter Träger gesucht.

Diese Ehrenvolle Aufgabe übernahm mit besonderem Stolz Frank Thederahn begleitet von Georg Rongen und Guido Kremers.

Der Schellenbaum war bei unserem Festzug ein ganz besonderes Highlight und wurde anschließend gut erhalten wieder sorgfältig verpackt.